Mpira wa mguu

Mpira wa mguu – Ball von Fuß, so lautet die Wort zu Wort-Übersetzung des Fußballs, der wohl beliebtesten Sportart hier in Tansania, welche mindestens den selbigen Stellenwert genießt wie in Deutschland, auf seine ganz eigene Art und Weise. Und auch für mich ist der Fußball hier seit der ersten Woche ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und hat mir schon jetzt viele schöne Erinnerungen beschert. Genauso hat sich aber auch meine Blickweise auf den Fußball verändert, der hier noch viel mehr als nur ein Hobby ist.


Fußball verbindet die Welt, was für eine überschwängliche Floskel, doch komplett aus der Luft gegriffen ist sie nicht. Denn trotz der zu Beginn riesigen Sprachbarriere war das Kicken an unserer Kiumako Secondary für mich der erste wertwolle Kontakt zu den Bewohner Uuwos und bleibt bis heute meine beste und wichtigste Integrationsmöglichkeit. Dass ich mich das erste Mal dem lockeren Nachmittagskick angeschlossen habe ist nun schon über zwei Monate her und seitdem ist die Zeit nicht stehen geblieben. Schnell hat sich heraus gestellt, dass das tägliche Kicken kein technischer Leckerbissen ist. Sowas wie ein richtiges Training hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie stattgefunden. Doch nun, mehr als zwei Monate später liegen schon viele Freundschaftsspiele, zu welchen wir das Team mit Trikots, unter anderem des FV Horas ausstatten, und einige Trainingseinheiten hinter uns und tatsächlich hat sich das Bolzen zu einem Spiel entwickelt, was schon sehr viel mehr mit Fußball zu tun hat. Die Ergebnisse lassen zwar noch Luft nach oben zu, aber die Spielanlage des FC Kiumako, welcher in erster Linie aus jungen Erwachsenen besteht, verbessert sich ununterbrochen. Dabei ist es gar nicht so leicht einen koordinierten Trainingsalltag zu etablieren, denn vielen ist mazoezi – Training dann doch ein bisschen zu anstrengend und unnötig kompliziert. Doch da letztendlich dann der Wille überwiegt, die Spiele erfolgreicher und schöner zu gestalten, wird mittlerweile relativ regelmäßig trainiert.


Ein Highlight war mit Sicherheit die erste große Auswärtsfahrt nach Rongai mit dem Mannschaftsbus der Kiumako. Die Rongai, welche ich bereits in einem vorherigen Blogeintrag kurz beschrieben hatte („Kuzunguka Kilimadscharo“) war auch für die wachezaji – Spieler sehr beeindruckend und für die meisten eine Umgebung, die sie so noch nie zu Gesicht bekommen hatten. So hat uns der Fußball in eine Gegend gezogen die den Tansaniern selbst größtenteils neu war und den Blick auf Tansania mit seiner Vielfältigkeit erweitert hat. Mit dem Team von Rongai, welches in der Regionalliga zu finden ist, konnten wir sogar lange Zeit mithalten, dementsprechend lautete auch der Pausenstand 0:0, inklusive verschossenen Elfmeters unsererseits. Nach der Pause zeigte sich dann aber doch die größere Erfahrung der Rongai-Elf, so dass wir am Ende verdienterweise mit einer Niederlage nach Hause fuhren, was aber nicht den Erfolg der Fahrt schmälert. Alle haben fußballerisch wie auch sonst sicherlich wieder viel dazu gelernt, worauf man in Zukunft aufbauen kann.


Doch nicht nur mit dem Seniorenteam bin ich regelmäßig auf dem Fußballfeld, auch an der Kiumako Secondary trainieren wir fast täglich ein Jungs- und ein Mädchenteam. Hier lässt sich direkt einmal feststellen, wie viel Zeit ich hier mit Fußball verbringe, was mich sehr freut, denn die Angst, vor so einem Freiwilligendienst, unterbeschäftigt zu sein ist allgegenwärtig. In meinem Fall ist sie sehr schnell verflogen, was ich auch dem Fußball zu verdanken habe. Wie dem auch sei, die Arbeit mit den Schulteams macht ebenfalls großen Spaß. Während das Mädchenteam bereits von den Vorfreiwilligen ins Leben gerufen wurde, starten wir bei den Jungs noch bei null. Der Unterschied wird am deutlichsten wenn man die Ausstattung betrachtet und das Verhalten im Training. So sind bei dem Mädchenteam Disziplin, der Zusammenhalt untereinander und das Konzentrationsvermögen schon deutlich besser. Dies zeigt wieder, welch Potenzial das Training hat und mehr als stumpfes Kicken ist. Ganz nebenbei ist das Training natürlich auch ein super Ausgleich neben dem normalen Schulgeschehen. Des Weiteren gibt es auch hier die Meinung, dass der Fußball, eine Chance ist für alle, die wenig beschäftigt sind, nicht auf dumme Gedanken zu kommen, sondern die Zeit sinnvoll mit Sport zu füllen. Ein heikles Thema, zu dem es für mich sicherlich noch zu früh ist meine eigene Meinung zu äußern.


Auch wenn wir mit allen drei Teams schon viel erreicht haben, gibt es noch viel was wir verbessern möchten, ein Ziel ist beispielsweise bessere Ausrüstung, deshalb hänge ich an den Blogeintrag eine Liste mit Dingen die wir hier sehr begrüßen würden, einfach mal durchschauen! Doch ganz egal ob die watoto - Kinder nun in ihrer Schuluniformen oder in Sportklamotten spielen, ob mit einem Lederball oder dem selbstgebastelten Exemplar aus Plastiktüten, die Begeisterung für den Fußball ist ungebrochen hoch. Selbst die zuteil abenteuerlichen Platzverhältnisse mit Höhenunterschieden von mehreren Metern von Seitenaus zu Seitenaus, welche mit Sicherheit kein „tiki taka“ erlauben, können daran nichts ändern und auch neben dem Platz ist der Fußball ein großes Thema. Jeder hier kennt die europäischen Topklubs, hat dort seine Lieblingsmannschaft und will mehr über die Bundesliga, La Liga oder die Premier League wissen.


Im großen Ganzen sieht man, dass der Fußball hier zu Lande seinen ganz eigenen Charakter hat und sich deutlich von dem im Deutschland unterscheidet. Vorteile in Deutschland sind mit Sicherheit die Professionalität, die guten Rahmenbedingungen und Strukturen. Hier in Tansania habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Begeisterung und die Freude für den Sport noch höher sind. So kann beispielsweise ein Spiel noch so niveaulos sein, es kommen trotzdem so viele Zuschauer, dass deutsche Amateurteams absolut neidisch sein dürfen. Ich bin bis jetzt zu keinem Entschluss gekommen, wo mir der Fußball nun mehr Spaß gemacht hat, doch mit Sicherheit können beide Systeme gegenseitig voneinander lernen!


Nun gilt es für mich weiter die Vorteile des Fußballs, wie ich in gelernt habe, hier einzuflechten, die nächsten Trainingseinheiten und Testspiele positiv zu bestreiten, mit dem Ziel, dass der michezo – Sport weiterhin alle Beteiligte weiterhin so begeistert!



Sinnvolle Hilfe durch Sachspenden


• Fußbälle - sie gehen sehr schnell kaputt, von daher kann man sie unbegrenzt gebrauchen


• Fußballschuhe - alle Fußballschuhe zwischen 36 und 46 finden mit Sicherheit ihre Verwendung, da ausschließlich das Mädchenteam halbwegs anständig ausgerüstet ist


• Trainingsklamotten für das Jungs-Team – hauptsächlich Jungen zwischen 12 und 16 Jahren, größere Sachen können aber auch für die Senioren verwendet werden


• ein Satz rote oder weiße Hosen um den FV Horas Trikotsatz zu vervollständigen


• Torwarthandschuhe – absolute Mangelware


• Schienbeinschoner – sicherlich nicht allererste Priorität, trotzdem sinnvoll da keiner in Besitz von Schienbeinschonern ist


• Trainingsequipment – beispielsweise Koordinationsleitern, Leibchen (bevorzugt andere Farben als gelb), kleine Hütchen, nicht sinnvoll sind Stangen oder große Hütchen aufgrund des Transporthindernisses


Sollte dir nun auffallen, dass einer dieser Gegenstände unbenutzt bei dir in der Ecke liegt, melde dich einfach bei mir!

Vielen Dank an alle Spender und Unterstützer!


Vielen Dank an alle Spender und Unterstützer!

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