Dunia nyingine

Dunia nyingine – in eine andere Welt habe ich mich begeben, welche mit dem alltäglichen Leben in Tansania nichts zu tun hat und trotzdem ist es eben diese Welt, die Jahr jährlich zehn- wenn nicht sogar hunderttausende Touristen aus aller Welt nach Tansania zieht, in die großen Nationalparks mit den prestigeträchtigen Namen wie Serengeti oder Ngorongoro.

 

Anlass für die Safari war mein erster Besuch aus Deutschland von meinen bibi na babu - Großeltern. Doch bevor wir uns auf die luxuriöse Reise durch die unvergleichbare Natur Tansanias gemacht haben durften auch sie erstmal einen Einblick in meinen Alltag Zuhause und in den Schulen bekommen, eine intensive Erfahrung, die sicherlich 99% der watalii – Touristen  verwehrt bleibt. Es war mehr als nur interessant, diesmal als Außenstehender zu sehen, wie diese mir nicht mehr ganz so fremde Welt auf Menschen wirkt, die komplett neu in diese eintreten. Erinnerungen tauchen wieder auf, wie man selbst vor mittlerweile mehr als fünf Monaten durch dieses fremde Land gefahren ist und von so ziemlich allem beeindruckt war. Doch selbst die außergewöhnlichsten Anblicke werden irgendwann normal, was vielleicht einerseits zeigt, dass man angekommen ist und sich eingelebt hat, anderseits konnte ich, indem ich meine Großeltern beobachtet habe aber auch wieder auf Dinge aufmerksam werden, die im Alltagbrei schon längst untergegangen waren.


Doch ab dem ersten Tag Safari war auch für mich alles mpya - neu und außergewöhnlich. Tarangire und Serengeti Nationalpark lautete unser Programm, gefolgt vom Ngorongoro Krater, fünf Tage im Safarijeep, circa 1500 Kilometer, davon weit mehr als die Hälfte auf Schotter- und Geländepisten. Diese andere Welt, welche mir auch völlig neu war, hat mich zu tiefst beeindruckt, eine Welt, in der ausnahmsweise mal der Mensch nur Gast ist und in einem Käfig durch die Gegend gefahren wird. Doch was man aus diesem Käfig alles zu sehen bekommt, lässt einen verstehen wieso Serengeti und Co. sich einer solchen Beliebtheit erfreuen. Während dieser kurzen, ereignisreichen Zeit wird man teilweise fast im Minutentakt von außergewöhnlichen Erscheinungen der afrikanischen Tierwelt in den Bann gezogen, so dass einem nach ein paar Tagen Safari fast der Kopf platzt. Kein Wunder, dass ein paar Tage Entspannung auf Sansibar bei den meisten Touristen die logische Konsequenz ist, wo die Touristen an weißen Sandstränden weiter in ihrer eigenen Welt verweilen, einer Welt zu der kein Tansanier Zutritt findet, gerade wenn ich an meine Tage während der Safari zurück denke. Zu beobachten, wer einem in den ganzen Safarijeeps so entgegen kommt kann durchaus spannend sein, doch Tansanier sucht man dabei vergeblich, sieht man mal von der Rolle des Tourguides oder des Fahrers ab. Woran liegt das? Die erste These die einfällt richtet sich an die hohen Kosten einer solchen Safari, denn trotz sehr geringer Nationalparkgebühren für Einheimische, welche teilweise ein Zehntel oder weniger des Preises für Touristen betragen sind die Bezahlung eines eigenes Fahrzeuges und Guides unüberwindbare Hürden. Das trifft mit Sicherheit auch bei Großteilen der Bevölkerung zu. Doch wie weit entfernt sind die Tansanier tatsächlich von ihren eigenen Nationalparks? Eine swali- Frage die ich vielleicht bald besser beantworten kann. Geplant ist ein Schulausflug mit einer Grundschulklasse in den Arusha Nationalpark. Am Erfolg oder Scheitern dieser Aktion lässt sich dann vielleicht messen, wie einfach oder schwer der Zugang für Tansanier in ihre eigenen Nationalparks ist. Natürlich ist ein Tagesausflug noch Ewigkeiten von einer mehrtägigen Safari entfernt, doch ein positives Zeichen werden wir hoffentlich setzen können.

 

Letztendlich gibt es aber noch eine ganze andere Frage, wenn man die Beziehung zwischen Tansaniern und ihren Nationalparks betrachtet. Interessieren sich die Tansanier überhaupt für die Natur, welche unsereiner so fasziniert? Natürlich eine Frage auf die man keine klare Antwort finden wird. Gelernt habe ich über diese Thematik viel auf der Makoa-Farm, einer Tieraufzuchtstation zwischen Moshi und Arusha. Die Geschichten die man dort hört zeigen, dass es das eine, wie auch das andere Extrem gibt, viele mnyama - Tiere die auf der Farm versorgt werden wurden vom Menschen misshandelt und verletzt, werden nun aber auf der anderen Seite umso liebevoller von einem Team aus Deutschen und Tansaniern gepflegt. Gründe für die Misshandlung sind Aberglauben, Unwissenheit und Gleichgültigkeit, dagegen wird auf der Makoa-Farm vorgegangen, indem bereits Kindergartenkinder schon früh einen sensibleren, besseren Umgang mit den Tieren lernen. Doch auch unseren Kindern würde ich ein so unbarmherziges Verhalten nicht zutrauen, auch wenn sie nicht so intensiv mit dem Thema konfrontiert sind. Im Gegenteil, sie werden sich riesig auf den Ausflug freuen und sich für die Natur begeistern können, eventuell auch Anzeichen einer sich modernisierenden Gesellschaft, die die Tiere für mehr als nur Nutztiere halten und nicht mehr denken es würde keinerlei Beziehung zwischen Mensch und Wildtier bestehen usw..

 

Über unsere Safari selbst will ich gar nicht so viel mehr erzählen, genießt einfach die picha - Bilder, sie zeigen viel besser wie beeindruckend unsere Reise war, als ich das jemals beschreiben könnte.


Viel Spaß und bis bald!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0