Nusu

Einer der besten Kiliblicke zur Halbzeit
Einer der besten Kiliblicke zur Halbzeit

Nusu – die Hälfte meines Jahres in Tansania ist vorüber, eine Zeit die mir jetzt schon wie eine Ewigkeit vorkommt, und eine solche Ewigkeit darf ich erneut hier verbringen, um unzählige weitere Erfahrungen und Geschichten zu sammeln. Jetzt ist es aber erstmal Zeit kurz innezuhalten, das letzte halbe Jahr nochmal Revue passieren zu lassen und einen kleinen Ausblick auf die kommenden sechs miwezi -Monate zu geben.


Ungefähr 190 Tage ist es nun her, dass wir in Dar es Salaam angekommen sind, ich erinnere mich noch gut an die verregnete usiku - Nacht hier am Kilimanjaro, in der wir gespannt im Bus saßen und auf die Ankunft in unserem neuen Zuhause warteten, die Anspannung hätte kaum größer sein können. Seit dem ist sehr viel passiert und von vielem habe ich auch bestimmt schon erzählt. Da ich oftmals auch viel über unsere Reisen schreibe, fange ich jetzt einfach mal mit einem kleinen Zwischenfazit zu unserer Projektarbeit an.


Nachdem mir der Einstieg in die Projekte am Anfang ein wenig zu langsam vorkam, ist seitdem sehr viel gut gelaufen und viele Projekte haben einen routinierten Alltag bekommen, gleichermaßen findet man aber mit ein wenig Engagement auch problemlos immer wieder neue Herausforderungen. So sind beispielsweise Projekte wie das Schulkochen an der Samaritan School oder Tino und mein Science-Unterricht ganz mpya – neu dazugekommen. Zur Planung haben wir unter anderem unser Zwischenseminar in Bagamoyo genutzt, welches wir Anfang Februar hatten. Während dem Seminar haben wir auf Marcus seine entspannte Art und Weise ebenfalls das letzte halbe Jahr betrachtet und Ideen für die zweite Jahreshälfte gesammelt, aber auch einen interessanten Einblick in die Historie des geschichtsträchtigen Ortes Bagamoyo bekommen, in welcher die Deutschen nicht ganz unbeteiligt waren.


Bei der Betrachtung des letzten halben Jahres dürfen natürlich auch nicht unsere etablierten Projekte fehlen, auch wenn man sie mittlerweile für noch so selbstverständlich hält. Und selbst in diesen Projekten gab es oftmals trotzdem Veränderungen, z. B. durch den Schuljahreswechsel, welcher hier nach der ersten Januarwoche vollzogen wurde. Seit Anfang ohne große Reibungen laufen die Sportprogramme an der Kiumako Secondary School und Kirimeni Primary School. Dies sind einfache Projekte, die immer Spaß machen und durch die man trotzdem viel lernen kann, indem man einfach locker mit den Schülerinnen und Schülern interagiert. Ein wenig anspruchsvoller und abwechslungsreicher waren da schon der Mazingira-Club (Umweltclub) und der Unterricht an der Uuwo Primary School. Diese beiden Fächer bieten die perfekte Plattform, die erlernten Kiswahilikenntnisse auszutesten und zu sehen, wo die sprachlichen Grenzen liegen. Betrachtet man den Grad der Herausforderung, gipfelt das Ganze im IT-Unterricht. 20 Schüler, die absolut keine Kenntnisse von PCs haben, an nur fünf bis sieben funktionierenden Computern zu unterrichten grenzt an Unmöglichkeit. Dabei stehen in eben jenem Computerraum mindestens 25 Rechner und noch mehr Monitore, Tastaturen und anderes. So kommen wir automatisch zu einem Thema, mit welchem man sich ab der Halbzeit auch intensiver beschäftigt, der Nachhaltigkeit und vielleicht auch generell der Sinnhaftigkeit des eigenen Freiwilligendienstes. 


Und Gott sei Dank, ich finde unseren eigenen Freiwilligendienst durchaus sinnvoll. Betrachtet man beispielsweise den IT-Raum, sieht man, dass noch nicht alles optimal läuft in unserer Einsatzstelle, zur Nachhaltigkeit und sinnvollen Nutzung würde gehören diesen noch viel intensiver zu pflegen, eine Aufgabe für die uns leider die Kenntnisse fehlen. Aber wir haben trotzdem die Möglichkeit den Schülern ganz viel mitzugeben, was so niemand anderes aus dem Schulumfeld könnte. Beispiel mpira wa mguu - Fußball: Hier gibt es absolut niemanden anderen außer uns der mit den Schülern so effektiv trainieren könnte, wie wir das machen, geschweige denn irgendwie Ahnung von einem gepflegten Fußballspiel hat. Dabei ist vor allem wichtig, dass wir nicht nur beibringen wie man gegen den Ball tritt, sondern dass die Schüler lernen als Team zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und auch Rückschläge gemeinsam wegzustecken, denn solcherlei Dinge lernen die wanafunzi – Schüler im Unterricht nicht. Gruppenarbeiten, Partnerarbeiten etc. spielen im Unterricht hier nicht dieselbe Rolle wie bei uns, wenn überhaupt. Das gilt genauso auch in anderen Fächern, hier geht es ebenso nicht nur darum den Schülern Wissen zu vermitteln, sondern auch Arbeitsmethoden zu erlernen. Man hat das Gefühl, dass Eigenständigkeit und Kreativität absolut vernachlässigt sind bei den Schülern, was sicherlich auch an dem sehr hohen Anteil an Frontalunterricht liegt. Kommen wir nun daher und wollen die Schüler zum eigenständigen Suchen nach Lösungen und Antworten anregen, so bekommt man oftmals zu Beginn sehr oberflächliche Antworten. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler viel mehr zu bieten, was man mit der Zeit sieht, es ist ein müßiger Weg, aber er macht Spaß und ich halte ihn für sinnvoll.


Auch wichtig zu erkennen ist, dass diese Wege und Entwicklungen die man zusammen mit den Schülern durchschreitet Zeit brauchen. Ich muss wirklich sehr froh sein ein ganzes mwaka - Jahr hier sein zu können, jeder Tag weniger wäre ein Verlust, denn es dauert wirklich lange bis man wirklich zu 100% in dem hiesigen System angekommen ist und versteht, wie man in diesem optimal aktiv werden kann. Dieser Zeitpunkt ist mittlerweile denke ich erreicht, sodass man jetzt auch einen ganz guten Blick in die Zukunft werfen kann, was mich denn noch alles erwartet. Das mag sich vielleicht gar nicht so spektakulär anhören, denn in vielerlei Hinsicht geht es einfach darum die Projekte so weiterzuführen wie sie momentan laufen. Neue Projekte werden auch nicht mehr dazukommen, denn der Stundenplan ist gut gefüllt. Besondere Aktionen werden weitere Fußballspiele mit allen Kiumako-Teams und Ausflüge mit den Grundschulen. Während ich mich gerade mit meinem zweiten Besuch, Tim& Lukas, in Pangani befinde, freue ich mich aber schon genauso auf meine Familie, um ihnen allen Tansania zu zeigen und auch neue Dinge für mich zu entdecken. Was ich bis jetzt schon alles von Tansania sehen durfte ist atemberaubend und sehr vielfältig, den Norden konnte ich im ersten halben Jahr schon sehr genau kennenlernen, ich hoffe in der zweiten Hälfte auch den Weg in andere Teile Tansanias und Ostafrikas zu finden. Genauso freue ich mich aber auch, die große Regenzeit zu erleben. Es warten noch viele spannende Erfahrungen und Geschichten auf mich, von denen ich mit Sicherheit die ein oder andere erzählen werde!


Kwa heri! – Auf Wiedersehen!

Projektbilder

Zwischenseminar in Bagamoyo

Wageni - Besucher

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