Mbele na Nyuma

Abschied am Ende des Abschlussseminars
Abschied am Ende des Abschlussseminars

Mbele na nyuma – vor und zurück, zurück in das alte, das andere Leben und Zuhause, aber auch wieder einen Schritt vorwärts, mit einem harten Cut, in einen neuen Lebensabschnitt. Der Abschied aus Tansania war mit Sicherheit so kontrovers wie das gesamte mwaka – Jahr. Mit diesem Blogartikel, diesem letzten Schritt aus Tansania heraus, will ich meine Berichterstattung über den aktiven Teil meines Volunteer-Daseins abschließen. Ein letztes Mal samahani sana – Entschuldigung, dass ich mal wieder mit großem Zeitverzug darüber berichte.

 

Wie ist es nun also wieder in Deutschland zu sein? Gute Frage, aber eine perfekte Antwort habe ich noch nicht auf Lager, denn ich persönlich fand es durchaus anspruchsvoll mich wieder in Deutschland einzuleben, sogar anspruchsvoller als damals in Tansania anzukommen. Wie kann das sein? Als ich nach Tansania gegangen bin, da wusste ich die Reise geht in das Ungewisse, die Erwartungen waren unpräzise und man konnte nicht so leicht enttäuscht werden. Kehrt man nun wieder nach Deutschland zurück, so ist das ein gut bekannte Welt und man hat doch den Anspruch, dass wieder alles so reibungslos funktioniert wie vorher. Doch so ist es natürlich nicht. Nicht nur in Tansania hat sich die Erdkugel weitergedreht. Und so stellt man sich manchmal die Frage, wie man nun nach einem Jahr zu vielen Dingen steht, die sich ebenfalls bewegt haben, vielleicht in eine komplett andere Richtung. Der Alltag gibt mir aber durchweg Grund dafür optimistisch zu sein, von Tag zu Tag fällt es einem leichter seine veränderte Position wieder einzunehmen und natürlich auszubauen. Denn mit dem Studium und einer neuen Stadt warten natürlich wieder viele neue Herausforderungen, und was gibt es schon schöneres als Herausforderungen.

 

Wie waren die siku mwisho – die letzten Tage in Tansania? Nervenaufreibend aber auch sehr schön. Man hat ein letztes Mal alle Schulen und Einrichtungen besucht, wir haben uns von unseren geliebten heißen Quellen verabschiedet, es gab eine kleine Abschiedsfeier und so weiter und sofort. Es fühlt sich durchaus sehr komisch an, wenn man das letzte Mal in seiner Klasse steht, die man davor Woche für Woche mehrmals wöchentlich unterrichtet oder trainiert hat. Besonders schwer haben einem die Schüler den Abschied aber zum Glück nicht gemacht, sie haben eine nette Abschiedsveranstaltung mitgestaltet, kleine zawadi -Geschenke überreicht, ansonsten war der Abschied der einzelnen Schüler aber eher sehr kalt und emotionslos. Ich will es ihnen beim besten Willen auch nicht verübeln, Volunteers kommen und gehen, Jahr für Jahr, Business as usual.

 

Ebenfalls eine Erwähnung verdient haben die letzten 24 Stunden in Tansania. Während erst noch alles traumhaft lief und wir vor dem Abflug nochmals einen netten Abend in Bagamoyo am Indischen Ozean hatten, standen wir am Mittag vor dem Abflug kurz vor dem nervlichen Zusammenbruch. Vollsperrung einer Hauptverkehrsader in Daressalam, es ging keinen Meter mehr mbele na nyuma – vor und zurück, absolutes Chaos. Zeitweise hatten wir wirklich berechtigter Weise eine mittelgroße Panik den so lange anvisierten Flug zurück nach Deutschland zu verpassen. Letzten Endes haben wir es aber doch noch rechtzeitig geschafft, und zwar in dem wir von einem Pikipiki – Motorrad angeführt eine doppelt so lange Strecke gefahren sind, die Zick-Zack durch die ärmsten Viertel Daressalams geführt hat. Nicht wenige Male hatten wir das Gefühl absolut auf dem falschen Dampfer zu sitzen. Eine Geschichte und ein Chaos wie es nur in Tansania passieren kann und ein Abschied wie er typischer nicht sein könnte.

 

Wie wird sich meine Verbindung zu Tansania nun weiter gestalten? Natürlich in erster Linie mit Rafiki Coats. Woche für Woche werde ich mein Bestes geben, ein Unternehmen aufzubauen, welches zeigt was in Tansania auch mit kleinen Mitteln möglich ist. Abgesehen davon, gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten sich zu engagieren. Sicherlich werde ich auch hier noch die eine oder andere Möglichkeit ergreifen, denn wie bereits erwähnt sehe ich das Jahr vor allem als Potenzial an, wirklich etwas für Deutschland und Tansania zu bewegen.

 

Bado kidogo – fast bin ich fertig. Jetzt will ich lediglich noch einmal Danke sagen, an alle die mich in jeglicher Form unterstützt haben. Egal ob ihr mich finanziell unterstützt habt, mich motiviert habt, meinen Berichten gefolgt seid, mich besucht habt oder wie auch immer. Bei euch allen will ich mich ein letztes Mal sehr herzlich Bedanken – Asante sana!

 

 

Ihr werdet sicherlich noch das ein oder andere von mir im Bezug zu Tansania hören. Bis dahin auf Wiedersehen – Kwa heri!